Ein Jahrhundert Kleingartenanlage „ Zur Aue“ e. V.

Liebe Gartenfreunde, ein großer Dank geht an Frau Rita Rampsch, die für unsere 100 Jahre Kleingartenanlage liebevoll zusammengefasst hat. Viel Spaß beim Lesen und Betrachten der Bilder!

Quellen: Chroniken des KGV „Zur Aue“ e. V.

weitere Bilder Egmar Balzer,  Rita Rampsch

ausgefertigt: Rita Rampsch

Vom „Elbestrand“ bis „Zur Aue“

Auszug aus der vorliegenden Originalchronik

„Der Kleingartenverein „Elbestrand“ war im Anfang des Jahre 1924 gegründet

worden. Einige Kleingärten fanden sich zusammen, erarbeiteten sich unter

Mühe auf einem Stück Schuttgelände einen Garten.

Mancher Kampf musste durchgefochten werden, teils war das Gelände

kurzfristig kündbar, auch durften keine Lauben errichtet werden usw.

Es mussten allerhand Schwierigkeiten behoben werden, da das Gelände

behördlicherseits bis vor Kurzem immer noch als Abbruchgelände geführt wurde.“

 

 

„In der Zeit der größten Arbeitslosigkeit wurde beschlossen, arbeitslosen Volksgenossen Schuttgelände zur Bearbeitung von Gärten zu geben, um dieselben wahrscheinlich wenigstens von der Straße wegzuhalten. … Der Rat der Stadt Dresden stellte ein Stück Schuttland für ungefähr 24 Parzellen zur Verfügung.“


„Fleiß, Gemeinschaftswille und Selbstvertrauen sind die

 

Garanten zum Wohle des Vereins.“

Quelle: Vorwort zur Original-Chronik des damaligen Vorsitzenden Eugen Geppert


In den Anfangsjahren … musste das Wasser von der Elbe herangetragen werden.

 

Deshalb wurden im Vereinsgelände nach und nach Brunnen gebaut.


Von Beginn an ist das Wohl der Kinder eine Herzensangelegenheit

„Die unseren Kindern zugedachte Spielwiese ist in einem Ausmaß von etwa 1400 qm

in Angriff und zum Teil angefangen…“

 

               1937


Kinderfeste sind fester Bestandteil der Festlichkeiten im Verein


Mit Beginn des 2. Weltkrieges erfolgte die Bewirtschaftung der Gärten vorwiegend von den Frauen.

 

Die Männer mussten fast alle in den Krieg ziehen.

Die Zielkarte der britischen Luftflotte für den Bombenangriff auf Dresden am 13.01.1945 mit der Markierung der historischen Innenstadt haben wir aus urheberrechtlichen Gründen hier weggelassen. Diese ist in dem Buch "Dresden-Geschichte der Stadt in Wort und Bild" zu finden.

So wie vielen tausenden Dresdner Bürgern erging es auch zahlreichen Gartenfreunden: über Nacht waren sie obdachlos geworden.

Nach diesem tragischen Ereignis dienten fast alle Lauben den Gartenfreunden als Wohnung.

In unserer Kleingartenanlage wurden fast alle Gartenlauben, teilweise bis in die 60-er Jahre als Wohnung genutzt.

Foto: Familie Mandel, ehem. Garten 26, Laube diente 6 Jahre lang als Wohnung


Die Nachkriegszeit

War geprägt vom Kampf der Menschen um das Überleben und den Neubeginn.

Der Kleingarten bildete den Mittelpunkt im Familienleben.

Robert und Ernestine Bäßler  - 1949 in ihrem Garten

Der Anbau von Obst und Gemüse sowie die Aufzucht von Hühnern und Kaninchen half, die Not der Menschen zu lindern.

Verfasser unbekannt

Die Verwaltung des Kleingartenwesens wurde 1946 dem Gartenamt der Stadt Dresden übertragen und 1949 dem FDGB. 

Mit der Gründung des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter im Jahre 1953 und der „Rundverfügung Nr. 216 der Landesverwaltung für Justiz vom 23. Mai 1946 ….“ wurde unser Verein am 07. 12. 1948 aus dem Vereinsregister gelöscht.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgte am 23. November 1990 die Eintragung unseres Vereins in das Vereinsregister der Stadt Dresden unter der Nr. I / 578.

 

Das kleine Vereinshaus wurde vermutlich Ende der 1940-er  /  Anfang der 1950-er Jahre gebaut.

„Das nicht unterkellerte, eingeschossige Häuschen … wurde massiv in Ziegelmauerwerk …, einfachen Fenstern und Türen, flachem, in Pappe eingedecktem Walmdach… erbaut. Es hat Ofenheizung und Stromanschluss.“

Quelle: Sachwertermittlung der Gemeinschaftseinrichtungen der Kleingartensparte „Zur Aue“ vom 15. 9.1980

 

Um das Vereinsleben zu fördern und witterungsunabhängig zu sein, wurde durch die Mitgliederversammlung beschlossen, ein größeres Vereinshaus zu bauen.

Aus den Trümmern der Stadt wurden Abbruchziegel geborgen und 1952 mit dem Bau des Vereinshauses begonnen.

Im Mai 1953 konnte Richtfest gefeiert werden, der Ausbau erfolgte in den Jahren 1953 – 1954. Das Vereinshaus war einfach eingerichtet. Außer der kleinen Küche gab es nur den Saal. Dort wo sich jetzt das kleine Vereinszimmer befindet, stand in der rechten Ecke ein Kachelofen, um in der kühlen Jahreszeit heizen zu können.


Rege Bautätigkeit durch den Verein in den Jahren 1960 – 1980

Bau des langen „Schuppens“ 1960 zur Lagerung von Material, Anbau der Werkstatt an das Vereinshaus 1965, Bau der Verkaufsstände am Vereinsplatz 1975 und Anbau des Schießstandes an dieselben 1978.


Die Bautätigkeit in den Gärten

… nahm mit der Übernahme der Gärten durch jüngere Gartenfreunde zu.

Die Mehrzahl der Lauben waren kleine Holzhütten in einem miserablen Zustand.

 

In der ehemaligen DDR war Baumaterial bis ins Detail bilanziert und konnte nur in bestimmten Einzelhandelsgeschäften in Kleinstmengen erworben werden. Das erforderte von den Gartenfreunden viel Ideenreichtum und mitunter auch Beziehungen, um ihre Lauben in Eigenleistungen zu sanieren oder auch neu zu bauen.

 

Um die Not der in unserem Gartenverein untergekommenen Menschen zu lindern, wurde 1946 in einem großen Teil der Gartenanlage Stromkabel gezogen. Die Kapazitäten und Anschlusswerte reichten jedoch für alle Gärten nicht aus.

Die Mitgliederversammlung beschloss deshalb 1985, die Elektro-Anlage neu zu bauen und die Freileitungen

 

mittels Erdverkabelung abzulösen.

 

Diese Aufgabe stellte hohe Anforderungen für alle Mitglieder auch bei der Beschaffung von Kabel u.a. Teilen.

Sie wurde nur durch eine hohe Einsatzbereitschaft und in Gemeinschaftsarbeit bewältigt. Die letzten Kabelarbeiten 

konnten infolge Problemen bei der Materialbeschaffung erst im Jahre 1989 durchgeführt werden.

 

Darüber hinaus wurden neue Verteilerkästen aufgestellt und die Anschlüsse für die Gärten neu geordnet.

 


In der ehemaligen DDR hatten die Gartenfreunde im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbes die in ihrem Garten erzielten Ernte-Erträge einzureichen.

 


Immer wieder wurde in den letzten 30 Jahren versucht, die Flächen unseres Vereins einer anderen Nutzung zuzuführen:

 

So erhoben die Firmen Rinova, Hositra und Woba 1992 Ansprüche auf den Grund und Boden der von uns genutzten

Flächen. Mit Unterstützung des Stadtverbandes der Kleingärtner Dresden konnte das erfolgreich abgewendet werden.

 

Im Jahr 1996 erfolgten Veröffentlichungen, das Ostragehege in einen Wohn und Erlebnispark umzugestalten.

 

Bild zur Planung können wir aus urheberrechtlichen Gründen leider hier nicht veröffentlichen.

 

Auch die Veröffentlichung einer Straßenbahntrasse durch unsere Kleingartenanlage löste viele Diskussionen aus,

 

sorgte für viel Verunsicherung bei den Gartenfreunden und wurde schließlich aus finanziellen Gründen ad acta gelegt.

 


Nach Kündigung des Liefervertrages von Brauchwasser durch den Schlachthof beschließt die Mitgliederversammlung, einen eigenen Brunnen mit Druckbehälter und Umhausung der Anlage zu bauen.

 

Im Frühjahr 2005 konnte die Brunnenanlage feierlich eingeweiht werden.

 


Im Jahre 2006 musste infolge hoher Verluste in der Trinkwasserleitung für die Gärten 1-28 und dem Vereinshaus

eine neue Leitung verlegt werden.

 

In den Jahren 2007 und 2008 wurden die Brauchwasserleitungen für die restlichen Gärten 

schrittweise durch PE-Rohre erneuert.

 


Erster Platz im Wettbewerb

 

„Schönste Kleingartenanlage der Stadt Dresden“

anno 2011


Die Abwassergrube unter dem Vereinshaus war nicht mehr dicht und konnte auch nicht saniert werden. Der Neubau einer Abwassersammelgrube war unumgänglich, um die Umwelt nicht zu gefährden.

Zwei Abwasser-Sammelbehälter wurden 2016 im neben dem Vereinshaus befindlichen Garten Nr. 28 in den Boden eingelassen, Toiletten und Abwasser des Vereinshauses eingebunden und eine Abkippvorrichtung für die mobilen Toiletten der Gartenfreunde angebracht.

 

Die Abkippvorrichtung wurde 2024 in die ehemaligen Lagerräume hinter der Werkstatt verlagert.


Mit Unterstützung des Vereins „Jugend, Arbeit und Bildung“ e. V. wurde 2022 der Garten 28 in einen Begegnungsgarten für alle Gartenfreunde umgestaltet.


Das Umfeld hat sich in den letzten drei Jahrzehnten vorteilhaft auch für unseren Verein entwickelt

 

Bereits 1981 wurde die Straßenbahnverbindung zum Schlachthof eingestellt und 1991 erfolgte auch

die Einstellung der Fährverbindung vom Schlachthof nach Pieschen.

 

Mit dem Neubau der Schlachthofbrücke im Jahr 2010 konnte bereits 2011 die Linie 10 bis zur neuen Gleisschleife am Kühlhaus ihren Betrieb aufnehmen.


Umweltschutz spielte außerhalb der Gartenanlage kaum eine Rolle

 

Vor allem die Geruchsbelästigungen durch den Schlachthof mit seiner Abdeckerei waren zeitweise nicht auszuhalten. Eine schrittweise Sanierung brachte jedoch kaum spürbare Änderungen. Die Geruchsbelästigungen endeten erst nach der Schließung des Schlachthofes im Jahr 1994.

 

Der Heizhaus-Neubau auf Braunkohlebasis hatte einen 160 m hohen Schornstein und war weithin bis 2005 sichtbar.

 


Vom ehemaligen Schlachthof zum Ostrapark …

Dieser Plan wurde 2011 veröffentlicht. Seitdem werden alle denkmalgeschützten Gebäude umfangreich denkmalgerecht saniert, modernisiert und neu genutzt.        

 

Das Open-Air-Gelände macht von sich reden, ….

….. wird systematisch ausgebaut und intensiv genutzt.

 

Trainingsplätze für den Sportverein Dynamo Dresden grenzen jetzt an das Gelände unseres Vereins.

 2018 begannen die Erdarbeiten zur Schadstoffbeseitigung. Auf den verschiedenen Spielfeldern der und Einebnung des Geländes „Walter-Fritzsch-Akademie“ finden täglich Übungseinheiten statt.


100 Jahre KGV „Zur Aue“ e. V. wurde ausgiebig gefeiert


Vorsitzende des Kleingartenvereins "Zur Aue" e.V.

Vereinsname Jahre Name
„Elbstrand“ 1924 - 1932

 insges. 11 Vorstände, zuletzt Herr Weinhold

„Grabelandkolonie" später „Schlachthofinsel Süd“ 1931 - 1932 Herr Kranz, 1. Obmann
  1932 - 1933

Herr Enge, 1. Obmann

  1933 - 1933

Herr Steinbach

  1933 - 1935

Herr G(r)assert

„Schlachthofinsel Nord“ 1932 - 1933

Herr Rank, 1. Obmann

„Zur Aue“ 1939 - 1944

Herr G(r)assert

  ab 1944 - 19??

Herr  Witasch

  07.12.1948

Löschung aus dem Vereinsregister

  1944 - 1951

Für diese Jahre liegen keine Infos zu den Vorständen vor.

  1951 - 1968

Herr Franz Wagner

  1968 - 1975

Herr Walter Beyer

  1975 - 1981

Herr Norbert Opitz

  1981 - 1982

Herr Gottfried Wenzel

  1982 - 1982

Herr Stephan Günther

  1982 - 1983

Frau Hermi Breitschädel, kommissarisch

  ?? / 1983 - 08/1987

Herr Walter Beyer

  09/1987 – 11/1987

Frau Hermi Breitschädel, kommissarisch

  11/1987 – 05/1992

Herr Peter Bessert

  05/1992 - 04/1998

Herr Wolfgang Fritzsche

  05/1998 - 12/2000

Herr Horst Bothe

  01/2001 - 09/2001

Herr Günther Krauß

  10/2001 - 09/2016

Herr Frank Hoffmann

  10/2016 -

Herr Alexander Müller-Knappe


Pachtzinsentwicklung

Pachtzins pro m² Jahr Währung
 1933 0,08  RM
bis 1991 0,03 M
1992 0,10 DM
1993 0,20 DM
2002 0,16361 EURO
2005 0,08800 EURO

100 Jahre Kleingärtnerverein "Zur Aue" e.V. - Ein Ehrenband für herausragendes Wirken

Wir freuen uns außerordentlich, das 100-jährige Bestehen unseres Kleingärtnervereins "Zur Aue" e.V. feiern zu können. Im Rahmen dieses bedeutenden Jubiläums wurde unserem Verein eine besondere Ehre zuteil: Der Landesverband Sachsen der Kleingärtner e.V. (LSK) hat uns mit einem Ehrenband ausgezeichnet. Diese Anerkennung würdigt unser herausragendes Wirken und unseren Beitrag zur Förderung des Kleingartenwesens in unserer Region.

Urkunde und Ehrenband

Die Urkunde und das Ehrenband, die wir stolz präsentieren, symbolisieren den Dank und die Anerkennung des LSK für unser Engagement und unsere kontinuierlichen Bemühungen, die Gemeinschaft und das grüne Umfeld zu fördern. Die Urkunde bekräftigt die Bedeutung unseres Vereins innerhalb des Landesverbandes.

Das Ehrenband selbst, in einem edlen Grün gehalten und mit goldener Schrift verziert, wird einen besonderen Platz erhalten. Es ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern auch eine Inspiration für die kommenden Jahre, weiterhin mit Leidenschaft und Hingabe für die Ziele unseres Vereins einzutreten.

Ein stolzer Moment für uns alle

Dieses Jubiläum und die damit verbundene Ehrung sind ein stolzer Moment für uns alle. Sie reflektieren die harte Arbeit, den Zusammenhalt und die unermüdliche Unterstützung unserer Mitglieder und Freunde über die vielen Jahre hinweg. Wir danken allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, und freuen uns auf viele weitere erfolgreiche Jahre gemeinsamer Gartenarbeit und Freundschaft.

Feiern Sie mit uns dieses außergewöhnliche Ereignis zu unserem Gartenfest und lassen Sie uns gemeinsam auf eine grüne und blühende Zukunft anstoßen!

 

Ihr Kleingärtnerverein "Zur Aue" e.V.